Reiseblog: Meine Heldenreise – Teil 1

Start Rottendorf – Karlsruhe – Eaux Puiseaux

Heute sind es genau 5 Wochen, dass ich mit meinem Wohnmobil unterwegs bin. Es erscheint mir viel länger, besonders in Anbetracht der Prozesse durch die ich innerlich gegangen bin. Vielleicht aber har sich auch nur mein Zeitgefühl verändert.

Gestartet bin ich am Freitag, 27. Mai 2022.
Ursprünglich sollte es am Vatertag los gehen, in Gedenken an meinen Vater, der sich ohne Vorwarnung am 20. März aus diesem Leben verabschiedet hatte.

Insgesamt lagen 2500 km vor mir und Emma, meiner 30jährigen Wohnmobildame.
Nachdem ich am 08. Juni einen Termin in Algeciras bei der Policia Nacional hatte, waren 400 km täglich geplant.
Das klingt nach nicht allzu viel. Ist es aber, wenn du mit einem Wohnmobil unterwegs bist. Vor allem, wenn du mautpflichtige Straßen vermeiden möchtest. In Frankreich und Spanien ist das Autobahnfahren ziemlich geldintensiv.

Mein erster Stopp war Karlsruhe. Ein Wohnmobilstellplatz am Rhein, den ich spätabends gegen 23:00 Uhr erreichte.

Yoga am Fluss am Morgen. Danach Weiterfahrt Richtung Frankreich. Alles unspektakulär und easy.

Die zweite Etappe wurde dann schon anstrengender.

Warum genau, wurde mir erst einige Tage später klar, als mich – irgendwo auf einem Rastplatz auf einer mautfreien Autobahn in Frankreich – drei LKW-Fahrer aus Rumänien und Deutschland darüber aufklärten, dass ich mich auf der falschen Route befand.
Wir kamen ins Gespräch, als ich 20l Diesel aus meinem Ersatzkanister einfüllen wollte. Der eine (ein Rumäne) nahm ihn mir aus der Hand und befüllte Emma, der andere (ein Deutscher) fragte mich, was ich denn in dieser Ecke bzw. auf dieser Straße suche.

Ursprünglich hatte ich geplant auf der „Route Expresse“ von Mulhouse direkt über mautfreie RN (= Route Nationale) nach Bordeaux zu kommen. Da ich allerdings über Karlsruhe nach Frankreich gefahren war, hatte ich sie verpasst und gondelte dann „über Land“. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Bergauf, bergab…über Dörfer und Käffer, kleine und schmale Straßen. Langsam.
Zu guter Letzt landete ich am Ende des 2. Tages auf einem Dorfcampingplatz bei einem Bauernhof in Eaux-Puiseaux, irgendwo zwischen Straßbourg und Orléans.

 

Während ich dies schreibe, sitze ich vor meinem Wohnmobil in der Nähe von Loja (Granada) und blicke auf Olivenhaine umgeben von roter Erde.
Eine deutsche Familie hat hier ein Anwesen gemietet und bietet Gleichgesinnten die Möglichkeit ein Zuhause zu finden. Ihr Ziel ist es gemeinsam mit anderen Menschen einen Ort zu schaffen, an dem alle frei, respektvoll und in liebevollem Miteinander (zusammen-)leben können.
Ich finde dies, gerade in Anbetracht der letzten beiden Jahre, interessant.

Es interessiert mich schon immer wie Menschen denken, fühlen und leben. Auch ich bin auf der Suche nach einem Lebenskonzept das zu mir passt.
Mir entspricht. Mich glücklich macht.
Frei, natürlich und selbstbestimmt.

Ich habe mich seit Beginn meiner Reise verändert.
Ich bin entspannter. Vertraue dem Leben und meinem Weg mehr.
An diesem Punkt stand ich zu Beginn der Reise nicht.
Damals ließ ich mich schnell von Existenzängsten und anderen Bedenken aus der Ruhe bringen.
Ich war geprägt von den Vorstellungen, wie „man“ eben so lebt.
Leben soll und sollte.
Weil es normal und anerkannt ist.

„Was wird werden?“, „Finde ich einen Job?“, „Wovon werde ich leben?“
Sehr häufig kreisten meine Gedanken um diese Fragen.

Das ist anders geworden.
Letztendich entwickelt sich alles wie es soll.
Ängste und Kopfkino könnte ich mir demnach eigentlich gleich sparen.

Wenn das nur immer so leicht wäre.
Ich übe und bin dankbar.