Obst, Gemüse & des Bayern liebstes Lebensmittel
Bis zu meinem Ziel nach Puerto de Mazarrón sind es knapp 300 km.
Da Emma und ich mittlerweile einige Erfahrung mit Langstrecken haben (alles ab 250km) will ich die Strecke auf zwei Mal fahren.
Ich halte nach einem geeigneten Stellplatz Ausschau und finde ihn inmitten des Naturschutzgebietes „Parque Natural del Cabo de Gata-Nijar“.
Cool! Ein Naturschutzgebiet. Ich freue mich darauf.
Der Platz „Camping de los Escullos“ befindet sich in der Region Almeria, 150 km vor Puerto de Mazarrón. Perfekt.
Almeria kennt man. Wahrscheinlich hat das jeder beim Einkaufen schon einmal gelesen.
Richtig. Daher kommt ein Großteil des Obstes und Gemüses das in Deutschland in den Supermärkten liegt.
Ich hatte gehört, dass es in Gewächshäusern angebaut wird und mich darüber gewundert.
Ich verlasse den Stellplatz in Torrenueva und bemerke beim Auffahren auf die Landstraße, dass er komplett von Gewächshäusern umgeben ist.
Er schmiegt sich sozusagen dazwischen.
Als ich dann auf die Autovia del Mediterráneo zurückkehre, bin ich von dem Anblick der sich mir links und rechts bietet geschockt. Ich hatte auf der gestrigen Fahrt bereits das ein oder andere Gewächshaus gesehen.
Was sich nun vor mir ausbreitet übertrifft alles.
Ein weiß-beiges Meer aus Plastikgewebe. Kilometerweit. Und das meine ich auch so.
Wo ich auch hinschaue: Es gibt kein Stück unbedecktes Land. Hier und dort ein Dorf dazwischen.
Warum lässt man zu, dass diese wunderschöne Landschaft so verschandelt wird?
Warum Gewächshäuser bei diesem Klima?
Was ist in den offenbar leeren, weißen Plastikkanister die zwischen den Anlagen liegen?
Was genau verstehe ich hier nicht?
Ich finde keine Antwort. Wahrscheinlich gibt es auch keine die mich zufriedenstellen würde.
Es geht es um Geld und Abhängigkeiten. Vermutlich. Wie meistens.
Als ich von der Autobahn abfahre frage ich mich, ob auch dieser Campingplatz von einem Plastikmeer umringt sein wird. Im Naturschutzgebiet? Ich bin gespannt. Wie ernst wird das wohl hier genommen.
Es geht eine kleine Landstraße entlang. Links und rechts nach wie vor weiß-beige Optik bis zum Straßenrand. Im Vorbeifahren nehme ich aus dem Augenwinkel etwas wahr, was in meinem Kopf Bilder aus den Ghettos in Downtown Kingston aufblitzen lässt. Es sieht aus wie Hütten aus Plastikfetzen, Holzresten, Wellblechteilen. Es sind eher Unterstände.
Ich registriere, dass ein paar Schwarze herauskommen. Arbeiter vermutlich. Bilde ich mir das ein oder leben die da? Ich brauche ein bisschen um das Gesehene in meinem Kopf zu sortieren. In Europa. Krass.
Ich fühle mich ziemlich unbehaglich.
Davon kann ich keine Fotos machen. Das wäre schamlos.
Ich lasse die Behausungen hinter mir. Als ich am Schild „Parque Natural del Cabo de Gata-Nijar“ vorbeifahre, hört wie auf Kommando die optische Umweltverschmutzung auf.
Weit und breit kein Gemüsezelt mehr zu sehen. Ich bin erleichtert.
Stattdessen präsentiert sich die Natur hügelig, bergig, steinig, steppig-grün und weit. Mir fällt auf, dass kaum Müll herumliegt. Wie schön!
Was das Thema „Müll“ betrifft, so darf sich meines Erachtens in Spanien dringend etwas verändern. Ich habe so viel davon herumliegen sehen. An Straßenrändern, auf Rastplätzen, am Meer, in Parks. Überall. Achtlos weggeworfen.
Hoffentlich verändert sich das Bewusstsein der Menschen schnell.
Nicht nur das der Spanier in Bezug auf das Müllproblem,
Die Natur ist jedenfalls toll und ich genieße sie sehr.
Auch der Campingplatz gefällt mir.
Er ist sauber, gut ausgestattet und: Rammelvoll.
Im Juli und August ist ganz Spanien unterwegs.
Mit Kind & Kegel, Sack & Pack im Urlaub.
In manchen Restaurants wird abends in Schichten gegessen. Wenn man einen Tisch reserviert (ohne geht gar nicht), muss man den nach spätestens zwei Stunden räumen für den nächsten Essenstrupp.
Da ich alleine unterwegs bin, hatte ich allerdings bisher Glück und kam ohne Anmeldung unter.
Hinzukommt, dass die Spanier im Durchschnitt ab 22:00 Uhr zum Essen gehen. Wir kommen uns da selten in die Quere.
Nachdem ich eingecheckt und Emma auf meinem Platz abgestellt habe, gehe ich zum Pool.
Ebenfalls rammelvoll. Ich ergattere eine Liege, komme aber aufgrund des Geräuschpegels und meines knurrenden Magens auf die Idee ins Restaurant zu gehen. Es steht tatsächlich ein vegetarischer Burger auf der Karte. Prima! Als ich ihn bestellen will erhalte ich vom Kellner die Antwort: Cocina cerrada. Ich habe mal wieder die Siesta vergessen. Essen gibt´s erst wieder ab 20.00 Uhr. Mist!
Ich bestelle erst einmal ein Bier. Der Kellner bringt mir Oliven dazu. Das liebe ich in Spanien so sehr! Es gibt immer Oliven oder irgendeine andere Kleinigkeit zum Getränk bzw. vor dem Essen. Die Oliven und das Bier sind schnell weg und ich bestelle ein zweites. Diesmal gibt´s Chips dazu. Auch lecker.
Wie´s weitergeht, spare ich mir hier. Als ich zwei Stunden später leicht angeschickert zu Emma zurückkehre brauche ich erst einmal eine Dusche. Kalt.
Danach grille ich mir einen vegetarischen Burger und sehe mir das Treiben an. Wein trinke ich keinen. Für heute habe ich genug.
Als um 22:00 Uhr sämtliche Nachbarn frisch gestylt zum Abendessen aufbrechen, klettere ich in Emmas aufgeheizten Alkoven.
Was bin ich froh, dass ich die nächsten Wochen in einem Haus wohnen kann! Was für ein Geschenk.
Ich nehme die Ohrenstöpsel mit und lese noch ein bisschen. Irgendwann schlafe ich ein.
Als ich am nächsten Morgen meine Yogamatte ausrolle herrscht überall Stille. Ich genieße sie.
Ich trinke Kaffee, packe in aller Ruhe zusammen und checke um 11:00 Uhr aus.
Danach entsorge ich und mache mich langsam auf den Weg Richtung Puerto de Mazarrón.