Reiseblog: Meine Heldenreise – Teil 4

Von Madrid nach Mérida – eine Etappe ohne Zwischenfälle (darf auch mal sein)

1x quer durch Frankreich.
1x quer durch Spanien.
Alleine mit allen Aufs und Abs …und mit Emma, der treuen Seele. 🚌
Noch ca. 300km bis zur Costa de la Luz.
Ich bin hundemüde.
Mein Rücken tut weh, mein Knie schmerzt und mein Hintern auch.

Die 340km die ich an diesem Tag fahre, sind ein Klacks verglichen mit der Strecke des Vortags.
Heute fahre ich ausschließlich Autobahn.            
Mautfrei, versteht sich.
Die Landschaft ist relativ eintönig und hat trotzdem etwas Besonderes.
Die Natur präsentiert sich trocken und karg mit vielen Olivenbaumhainen.
Auffällig ist ein Himmel mit eindrucksvollen Wolken.
Ähnlich habe ich ihn in Südamerika/Argentinien erlebt.

 

Ich mache stündlich Pause um ein paar Schritte zu laufen und etwas Koffein nachzufüllen.
Ohne Kaffee geht es gerade nicht.
Mein Körper schmerzt von der Sitzerei und ich werde schnell müde.

Es ist mittlerweile richtig heiß. Draußen und im Auto fast noch mehr.
Ich bin das nicht mehr gewöhnt, stelle ich fest.
Eine Klimaanlage hat Emma nicht. Ich setze sie (die Klimaanlage) ziemlich weit oben auf meine Liste mit den Reparaturen und Verschönerungsarbeiten (bei einem Oldtimer hat man die immer).

Ich will nicht herumjammern. Grundsätzlich mag ich es warm. Im Auto vor mich hin köcheln und kleben gehört allerdings nicht zu den Dingen die ich toll finde.
Ich ertrage es stoisch und bin froh, dass das größte Stück geschafft ist.

Auf der Autobahn geht es strikt geradeaus.           
Viel Zeit zum Nachdenken.
Mir ist es manchmal etwas zu viel, aber was soll ich anderes tun.
Es ist eine Reise ins Ungewisse. Ohne doppelten Boden und Auffangnetz.
Ich weiß, dass ich sie machen soll und dass alles richtig ist.
Das spüre ich ganz deutlich!
Ich fühle, dass ich mich auf meinem Weg befinde.
Ich bin gespannt, wohin er mich führt.
Trotzdem rattern in meinem Kopf immer wieder dieselben Fragen (siehe Blog Teil 1).

Der Trip ist mein „Surrender Experiment“.
Dieses Buch von Michael Singer hat mich sehr inspiriert.
Es fand seinen Weg zu mir im Dezember 2021. Auch er will wissen, was sich hinter den „Stimmen im Kopf“ verbirgt.
All diese leisen Kommentare und Bemerkungen mit denen man so leicht in einen inneren Dialog geht.
Was ist da, wenn die Stimmen Schweigen?
Wer oder was verbirgt sich dort?

Ich sehne mich nach Stille im Kopf. Genauso wie Michael Singer.
Er kam auf diese Weise zum Kriya Yoga. Zur Meditation.
Ich kann das Buch sehr empfehlen.
Meditieren auch. Das sowieso!
Jeder Mensch sollte die Stille suchen in sich selbst. Sie birgt ein unglaubliches Potential zum Wachsen.
In uns, in der Stille, finden wir die Antworten und das wonach wir alle suchen.

Das ist jedenfalls meine persönliche Erfahrung.

Ich liege gut in der Zeit und werde, sollte alles weiterhin reibungslos funktionieren, vor meinem Termin in Algeciras ein paar Tage Zeit haben um irgendwo am Meer zu entspannen nach der langen Reise.
Außerdem möchte ich mich mit einem guten, alten Freund treffen, der seit vielen Jahren in Andalusien lebt.

Ich freue mich darauf.          

Ich komme gut voran und treffe tatsächlich am Nachmittag in Mérida ein.
Es darf auch mal alles glatt laufen.
Laut meiner App soll es hier einen Wohnmobilstellplatz geben. Nach meiner Erfahrung in Madrid, bin ich allerdings skeptisch.
Erst mal schauen.
Der Platz ist so, wie ich die spanischen Wohnmobilstellplätze später noch kennenlernen werde:
Kein Schatten, mitten in der Stadt mit aufgeheiztem Betonboden, schmutzig, umgeben von lauten Straßen, Geschäften und Bars.
Darauf habe ich keine Lust.
Ich beschließe daher auf den Campingplatz zu gehen, an dem kurz vor Mérida vorbeigefahren bin.
Vorher kaufe ich ein. Beim Lidl. Ich freue mich tatsächlich darüber.
Eigentlich stehe ich nicht auf Discounter.
Nach der Zeit alleine lösen die bekannten, deutschen Produkte in mir eine Art „heimeliges Gefühl“ aus. Schon merkwürdig, wie ich so gestrickt bin.

Die Preise gefallen mir. In Spanien liegt das durchschnittliche Einkommen bei ungefähr 1000 – 1200,-  €/  Monat. Aus diesem Grund sind offenbar einige Lebensmittel günstiger als in Deutschland.
Noch.
Ich packe meinen Kühlschrank voll und fahre dann zu dem Campingplatz.
Er liegt in einen Eukalyptuswäldchen.          
Alles ist etwas ungepflegt, aber ok und günstig.
Angrenzend leben ein Pferd, 2 Ziegen und ein paar Hühner in einer Art Offenstall.
Ich mag es, wenn Tiere in meiner Nähe sind und freue mich über ihre Gesellschaft.
Ich dusche (herrlich!!!) und gönne mir dann etwas zu essen und ein eiskaltes Bier. Wunderbar!
Der Gedanke, dass ich die kommende Nacht am Atlantik verbringen werde versetzt mich fast in Euphorie.
Ich grinse und gehe schlafen.

Eintrag in meinem Reisetagebuch am nächsten Morgen, 02.06.2022:
Gestern von Madrid los. Auf dem Weg dorthin von der Policía Nacional Trafico angehalten worden, weil Handy in der Hand. Ich nutze es als Navi, was sie nicht interessiert hat. Die beiden Polizisten sind beide ca. 1, 65 groß und gutaussehend. Dass sie zu mir hinaufschauen mussten, hat meine Situation nicht gerade günstig beeinflusst (glaube ich). Sie treten extrem autoritär und herrisch auf. Wollen mein Auto festsetzen, falls ich nicht bezahle. Ich bin sehr emotional (worüber ich später den Kopf schüttle) und bezahle mit Kreditkarte.
100,- Strafe (sanciónes). Ich habe tatsächlich geheult. Wie peinlich! Naja. Das kommt von der Überlastung und der Trauer, denke ich. Ich bin nachsichtig mit mir.
Ich war tatsächlich ein emotionales Wrack in dem Moment. 5 Tage im Auto sind einfach anstrengend.
Der Platz in Madrid war ok. Zunächst auf Park4Night verlassen und in der Prärie gelandet.
Der Platz hier in Mérida ist etwas abgewrackt, aber sicher und 10,- ok.
Mitten in der Stadt auf Beton wollte ich nicht stehen.
Treffe mich morgen mit T. Hoffe auf einen guten Platz am Meer.
Mache noch ein paar Sonnengrüße und eine Kurzmeditation.
Und dann los!