Reiseblog: Meine Heldenreise – Teil 5

Auf zur Costa de la Luz: Mérida – Sevilla – Cádiz

Heute habe ich nur noch 300km vor mir, dann bin ich endlich an der Costa de la Luz!
Ich bin ziemlich beschwingt, als ich den Campingplatz bei Mérida verlasse.
Verglichen mit den bisherigen Etappen sind 300km nichts.
Ich sehe mir die Tour auf der Karte an, gebe sie ins Navi (Handy) ein und fahre los Richtung Autobahnauffahrt.
Ich nehme eine Abzweigung zu früh und fahre erst einmal in die falsche Richtung.
Madrid?? Hilfe! Da komme ich doch her!
Also gut. Nächste Abfahrt raus (die kommt nach ca. 10km), auf die andere Seite, Richtung A5.
Jetzt aber.
Ich entspanne mich langsam wieder und mache das Navi aus.
Brauche ich nicht. Ich weiß ja wohin ich muss. Bis Sevilla sind es noch ungefähr 190km, bis dahin lasse ich es aus.                                                                   
Das Erlebnis mit der Policía Nacional Tráfico war mir eine Lehre.
Mittlerweile habe ich mich mit diesem Vorfall versöhnt. Handy in der Hand beim Fahren ist ungut und kann gefährlich werden. Das stimmt natürlich. Wer weiß, wovor mich dieser Schuss vor den Bug bewahrt hat.
So fahren wir dahin, Emma schnurrt, wir kommen super voran.
Es geht mir gut und ich freue mich darauf heute endlich einmal früher anzukommen und nicht so müde zu sein wie all die Tage zuvor.
Vielleicht heute Abend irgendwo essen gehen? Gute Idee!
Wir rollen dahin und ich freue mich, dass wir bereits 70km hinter uns haben. Prima! Läuft!
Schilder fliegen vorbei. Ein blaues Schild mit den EU-Sternen: Portugal.
Portugal???
Scheiße! Das kann doch gar nicht sein! Die portugiesische Grenze liegt doch gar nicht auf meinem Weg?!
So schnell wie möglich runter von der A5 und irgendwo anhalten!
Gesagt, getan.
Ich schaue auf die Karte, orientiere mich und es dauert ein paar Minuten bis ich im Kopf sortiert habe, was passiert ist:
Die A 66 führt nach Sevilla, nicht die A5. Die führt direkt nach Portugal.
Ich bin zunächst genervt von meiner Unachtsamkeit und davon, dass ich mit diesem Umweg bestimmt 1 ½ Stunden verloren habe.
So ein Mist!    
Also schalte ich das Navi wieder an und gebe Sevilla ein. Ich checke die Route drei Mal und überschlage die bereits gefahrene Strecke. Alles in allem machen wir einen Umweg von ca. 100 km.
Also doch wieder 400km. Zu früh gefreut.
Einfach mal aus Versehen nach Portugal gefahren.
Ich muss lachen und zwar ziemlich. Über mich selbst und die Situation.
Wenigstens habe ich meinen Humor nicht verloren.
Es dauert fast eine Stunde, bis wir über kleine Sträßchen zurück zur A66 kommen. Als wir endlich richtig sind, brauche ich eine Pause.
Vom heutigen Startpunkt sind wir nicht allzu weit weg. Aber wenigstens jetzt auf der richtigen Autobahn.
Kaffeepause und noch einmal über meine Schnarchnasigkeit gelacht.
Danach kommen wir ohne Zwischenfälle voran und an Sevilla vorbei.
Von dort sind es noch ungefähr 120 km bis Cádiz.
Ich will unbedingt über´s Wochenende irgendwo frei am Meer stehen!
Ohne Campingplatz. Ob das noch geht wie früher? Wild campen?
Über eine App finde ich einen eingezeichneten Platz. Es sieht eher aus wie ein Parkplatz und liegt direkt am Meer auf der Straße die Cádiz mit dem Festland verbindet.                                    
Die letzten 50 km ziehen sich wie Kaugummi. Ich bin verschwitzt, müde und ungeduldig.
Hoffentlich ist der Platz gut! Mit Campingplätzen sieht es in der Gegend nämlich ziemlich mau aus.
Dass ich müde bin, brauche ich mittlerweile nicht mehr zu erwähnen. Ohne meine täglichen Yogaübungen käme ich vermutlich weder ins Auto rein, noch in mein Bett hoch (ich schlafe im Alkoven – das ist der Teil über der Fahrerkabine; man klettert über eine kleine Leiter hinauf).
Der Stellplatz hat keine Adresse. Nur Koordinaten. Ich bin gespannt. Und mal wieder skeptisch. Wer weiß, wo ich da lande. Habe ja bereits einige Erfahrung sammeln können.
Ich fahre von der Autobahn ab und folge dem Navi. Noch 3km!
        Cádiz hat eine besondere Lage. Die Stadt befindet sich auf einer Art Insel und ist über zwei „Brückenstraßen“ und ein schmales Stück, auf der sich die CA 33 befindet, mit dem Festland verbunden.
Der Platz, der mir in der App angezeigt wird befindet sich an der CA 33.
Im Meer sozusagen.
Ich fahre über eine dieser Brückenstraßen, winde mich die Straße entlang und befinde mich plötzlich direkt am Meer.
Ich fahre langsamer und schaue hinaus. Da stehen tatsächlich drei oder vier Wohnmobile auf einem Sandplatz. Ob das der Platz ist?     
„Sie haben ihr Ziel erreicht“, tönt mein Navi. Ich bin bereits vorbei. Na gut. Dann drehe ich eine Runde. Fahre also bis zum Festland, dann eine Schleife und wieder zurück. Sehe den Platz von der Gegenfahrbahn aus.
Wow. Echt direkt am Meer. Bestellt und geliefert.
Ich habe perfekt manifestiert.
Ich drehe also die Runde und fahre diesmal langsam, damit ich die Einfahrt nicht verpasse.
Es stehen schon vier Mobile dort. Alles ältere Modelle. Ich erkenne ein belgisches, ein niederländisches, ein deutsches und ein spanisches Nummernschild.

Zwischen den Belgiern und dem Holländer ist noch Platz.
Es ist perfekt.
Ich kann es fast nicht glauben.
Ich steige aus und spreche den Typen, der vor dem deutschen Wohnmobil mit seinem Hund sitzt, an und frage ihn, ob man hier problemlos stehen kann.
Er erklärt mir, dass er bereits seit 2 Tagen hier steht und es keine Probleme gäbe, solange es nicht zu viele Mobile würden.
Später lerne ich ihn kennen. Er heißt Micha, sein Auto „Möhre“ (wegen der Farbe) und er ist auf dem Weg auf die Kanaren.
Ich richte mich erst einmal ein, dusche (diesmal in Emma – ich freue mich, dass ich autark bin) setze mich dann vor Emma und komme innerlich an.

In dieser Nacht schlafe ich mit Meeresrauschen ein und wache am Morgen mit dem Blick aufs Meer auf.
Ich finde,ich habe das verdient.

 


Tagebucheintrag am 02.06.2022 um 23:00 Uhr:
Ich stehe am Meer bei Cádiz.
Toller Platz.
Meeresrauschen zum Einschlafen.
Heute versehentlich nach Portugal gefahren.
Kein Kommentar.
Buenas Noches.

So schön ist es hier…..